Von Tokio aus ging es mit dem Shinkansen nach Nagoya, der Hauptstadt der japanischen Präfektur Aichi. Die Großstadt ist 340 km westlich von Tokio gelegen. Mit dem Hochgeschwindigkeitszug bewältigt man die Strecke in durchschnittlich zwei Stunden. Mit dem Tokaido-Sanyo Shinkansen sind es genau eine Stunde und 39 Minuten. Hier kann man in der Tat die genaue Minutenanzahl angeben, da es die Japaner mit der Pünktlichkeit sehr, sehr genau nehmen. Es folgt unser Reisebericht über Nagoya.

Ausflug nach Toyota

In Nagoya angekommen, fuhren wir mit der Meitetsu-Toyota Line direkt weiter ins rund 20 Minuten Fahrtzeit entfernte Toyota. Den Namen bekam die Stadt, wenig verwunderlich, vom Automobilhersteller selbst, der Toyota Motor Corporation. Bei ebendieser hatten wir auch den ersten Sightseeing-Termin des Tages: der Besuch des Toyota Museums und eine Führung durch das Toyota Werk. Als Urheber der modernen Produktionslogistik-Philosophie war das für mich als Logistik Fachmann natürlich ein Muss.

Die kostenlose, englisch Sprachige Führung hatten wir drei Monate im Voraus auf der Webseite des Unternehmens vorgemerkt.

Am Bahnhof von Toyota angekommen, wurden uns die Dimensionen klar, welche das Unternehmen in dieser Stadt einnimmt. Wie wir später im Museum erfahren sollten, befinden sich allein in dieser Stadt, neun unterschiedliche Produktionswerke des Traditionsunternehmens.

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Der Treffpunkt zum Start der Führung war im Toyota Kaikan Museum, welches sich rund 15 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt befindet. Dort angekommen konnten wir unser Reisegepäck abgeben und zunächst das Museum erkunden. Hier lernt man die Geschichte, die Produktionstechnologien und die Zukunftsvisionen des im Jahre 1937 von Herrn Toyoda Kiichirō, gegründeten Unternehmens kennen. Das Museum selbst ist auch für Kinder absolut geeignet, da es viele interaktive Stationen gibt, bei denen sie spielerisch Sachen Lernen. Zum Beispiel können Besucher versuchen, einen originalen Schweißroboter zu steuern.

Nach etwa einer halben Stunde gab es eine kurze Einführung welche für Betriebsbesichtigungen üblich sind. Sicherheitshinweise wurden genannt, sowie das absolute Verbot Aufnahmen zu machen. Dann ging es mit einem Bus zu den unterschiedlichen Stationen des Produktionsprozesses.

Autos am laufenden Band

Die Tour beschränkt sich auf einen Einblick in den Zusammenbaues der Automobile. Leider war die Schweißerei nicht Teil der Tour, dort würden nämlich Roboter-Scharen im Akkord das Auto verschweißen – fast schon wie ein Ballett der Maschinen. Dies wäre natürlich ein Highlight gewesen.

Die Montageabteilung ist nichtsdestotrotz ein sehenswerter Ort. An einem riesigen Fließband reiht sich Auto an Auto, wobei Keines dem Anderen gleicht. Vom Werk Motomachi fließen nämlich sechs unterschiedliche Modelle vom selben Band. Die Autos werden natürlich alle Kundenindividuell angefertigt und sind schon längst verkauft. Die Herstellung eines vollständigen Automobils, vom Stahlcoil bis zum verkaufsfähigem Produkt, dauert bei Toyota keine zwölf Stunden.

Watch your Step! Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Auffällig war, dass die japanische Dame, welche uns durch die Hallen führte stets sehr freundlich und zuvorkommend war. Bei jeder noch so kleinen Stufe, oder einer kleinen Unebenheit des Untergrundes kam der ernst gemeinte Hinweis „Watch your step“. Was für uns schon sehr witzig war, aber die Japaner achten eben auf jede Kleinigkeit.

Die Führung dauerte gut eineinhalb Stunden, dabei flog die Zeit nur so dahin. Zurück am Startpunkt, bekamen wir noch ein kleines Gastgeschenk, einen schicken Kugelschreiber mit Firmenlogo. Für eine kostenlose Führung war das wirklich ein tolles Programm. Bei Interesse sollte man früh genug eine Tour vormerken, da die Plätze begrenzt sind und die Nachfrage sehr groß ist.

Nach diesem Highlight ging es nun wieder zurück nach Nagoya und erstmal zu unserer Unterkunft. Viel los war im Hostel nicht, wir teilten uns einen 10er Schlafsaal mit lediglich einer weiteren Person. Auf der Dachterrasse entspannten wir uns kurz und genossen ein herzhaftes Ashai und planten den weiteren Tagesverlauf.

Nagoya Castle und Umgebung

Mit neu getankter Energie ging es Richtung Nagoya Castle und dem umliegenden Park. Der Eintrittspreis beläuft sich auf 500 ¥ (ca. € 4,40). Erbaut wurde die Burg im japanischen Stil um das Jahr 1610, auf den Ruinen einer bereits bestehenden Burg. Dann überstand sie mehrere Jahrhunderte bis sie 1945 bei Luftangriffen bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Seitdem wird die Burg nach und nach wieder rekonstruiert. Bis 2022 soll sie weitestgehend restauriert sein.

Vor der Burg befindet sich die Kinshachi Yokocho (Gourmet-Stadt). An dieser kleinen Straße befinden sich zahlreiche kleine Restaurants und Läden, welche lokale Speisen und Gegenstände verkaufen. Aufgrund der zentralen Lage vor der Burg, sind die Preise dementsprechend hoch. Ein Spaziergang durch dieses Städtchen ist dennoch zu empfehlen.

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Durch die Innenstadt

Von der Burg ausgehend sind es etwa 40 Gehminuten zum buddhistischen Tempel Ōsu Kannon. Auf dem Weg dorthin kommt man am Fernsehturm von Nagoya vorbei. Dieser hat zwei Aussichtsplattformen, welche eine hervorragende Sicht auf die ganze Stadt ermöglichen. Im gesamten Stadtgebiet gibt es Shintō-Schreine welche einen Besuch wert sind. Besonders erwähnenswert ist hier der Wakamiya Hachiman Schrein, welcher sich inmitten einer grünen Oase befindet.

Ōsu Kannon Tempel

Nach diesem Spaziergang mit Umwegen durch Nagoya sind wir schlussendlich zum letzten Teil unseres Nagoya-Programm gekommen. Der Ōsu Kannon Tempel. Ursprünglich wurde er im Jahre 1333 in Hashima erbaut, doch aufgrund andauernder Fluten, wurde der Tempel 1612 an die jetzige Position versetzt. In der Eingangshalle befindet sich eine große rote Laterne, an deren Seile Besucher Zettel mit Wünschen anbringen können. An jedem 18. Tag des Monats findet vor dem Tempel ein Straßenmarkt statt, bei dem Antiquitäten verkauft werden. Wer einen gebrauchten Kimono kaufen möchte, könnte hier fündig werden.

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Den Tag ausklingen lassen: All-you-can-drink Kneipe

Etwas müde vom Sightseeing, gingen wir in die Osu Shopping Street mit der Absicht etwas zu essen. Es dauerte nicht lange da wurden wir von einem Werbeschild in den Bann gezogen das mit einem All-You-Can-Drink Angebot lockte.

Überzeugt von dem guten Preis- Leistungsverhältnis traten wir ins Lokal ein. Doch wie sich herausstellen sollte, war der Spruch auf dem Werbeschild wohl das einzige was die Leute in diesem Laden auf Englisch kannten. Die Kommunikation mit den Angestellten gestaltete sich etwas schwierig, da weder Kellnerin noch Koch oder ein anderer Gast Englischkenntnisse hatte. Bis zuletzt wurden wir das Gefühl nicht los, ob man uns tatsächlich nicht verstehen konnte oder eben nicht verstehen wollte. Irgendwie bekamen wir den Eindruck, dass das All-You-Can-Drink Angebot wohl nur für Einheimische gelten sollte. Leicht möglich, dass man in der Vergangenheit mit Touristen eher schlechtere Erfahrungen gemacht hat. Ich denke da natürlich an den generell höheren Alkoholkonsum und Verträglichkeit, von uns Europäern. Dank Google Übersetzer und viel Körpereinsatz gelang es uns letztendlich doch unsere Bestellung aufzugeben. Für eine Hauptspeise und einer halben Stunde unlimitiertes Sapporo Bier, welches wir direkt am Tisch selbst zapfen konnten, waren wir schlappe 1500 ¥ schuldig (etwa € 13) – ein Super Deal.

Von Speis und noch mehr Trank gestärkt ging es nun zurück zur Unterkunft. Auf der Dachterasse des Hostels ließen wir den Tag Revue passieren und schmiedeten Pläne für den kommenden Tag in Kyoto.

Der Nagoya Reisebericht ist ein Teil unseres In 19 Tagen um die Welt Reiseberichtes.

Geschrieben von

Thomas ist 27 Jahre alt, hat schon über 40 Länder besucht und unterrichtet als Oberschullehrer die Fächer Transportwissenschaften und Logistik.

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